Erste Gedanken und eine Entscheidung
Im Dezember letzten Jahres hatte ich mich während der Busfahrt nach München mit einem Kollegen angeregt über Erfahrungen im Ausland unterhalten (Btw. Vielen Dank an Zebra, Mindbox und MyMobai für die tolle Firmenweihnachtsfeier!). Während der Schule und besonders auch zur Hochschulzeit wurden viele Möglichkeiten angeboten, mit fremden Kulturen in Kontakt zu kommen und durch das Erlernen von Sprache und Eigenheiten der Menschen seinen Horizont zu erweitern und Freunde zu gewinnen.
Sei es nun während eines Praktikums in Mexiko oder einem Auslandsjahr in des USA – es gibt so viel zu entdecken! Leider musste ich für mich feststellen, keine dieser Chancen wahrgenommen zu haben – sowohl Studium als auch Schule hatte ich zügig abgeschlossen. Etwas in mir trübte sich beim Gedanken an diese leichtfertig vergebenen Erfahrungen und ich begann zu verstehen: Wenn ich jemals aus meinem lokalen Denken ausbrechen wollte, müsste ich ein Land mit seiner Kultur und seiner Verbindungen zu meinem Heimatland von innen erobern und verstehen. Auch mehrwöchige Reisen könnten mir nicht den Input liefern den ich dazu brauchte…
Erinnerung
Dann erinnerte ich mich an meinen zweiten Japanisch-Kurs 2008 – Misato-せんせい erzählte mir damals nach dem Unterricht von einem Programm des DAAD für Hochschulabsolventen, welches eine Reise nach Japan zum Erlernen von Kultur und Sprache vorsah. Noch bevor sich mein Rucksack des Lebens massiv zu füllen beginnen sollte, sah ich in diesem Programm eine riesige Chance, Japan näher kennen zu lernen.
Zurück zu Hause suchte ich nach eben jenem Stipendium und wurde auf den Seiten des DAAD schnell fündig:
Sprache und Praxis Japan 2011 – 2013
Was für eine lange Zeit, dacht ich mir sofort beim Lesen des Titels… Es war Mitte Dezember und noch 1 1/2 Monate bis zur Bewerbungsfrist. Eine Entscheidung musste her: Und damit begann eine Reise durch Hoffnungen und Befürchtungen, während derer ich Vieles in meinem jetzigen Leben in Frage stellte und mir eine neue Vision meiner eigenen Zukunft schuf. Viele Fragen schwirrten in dieser Zeit (und auch noch jetzt) durch meinen Kopf – würde meine Beziehung eine so lange Zeit überstehen? Würde ich wieder einen Arbeitsplatz wie bei MyMobai finden, welcher mich fordert, fördert, zur Mitgestaltung einlädt und mir trotzdem eine große zeitliche Flexibilität bietet – oder würde ich später zum winzigen Zahnrad in einem riesigen, schwerfälligen Getriebe schrumpfen? Wie würden Familie und Freunde auf meine Abwesenheit reagieren? Würde ich einem solchen Stipendium gerecht werden können? Hatte ich überhaupt realistische Chancen?
Die Fragen türmten sich immer weiter auf – Ende Dezember bis Mitte Januar hatte ich ein deutliches Gefühl, die Verantwortung für meinen weiteren Lebensweg auf meinen Schultern zu tragen. Dabei sprach ich vorerst nur mit wenigen darüber – doch auch der Rest meines Umfeldes spürte, dass mit mir etwas nicht stimmte: Immerfort als ‘rund‘ empfunden wurde ich ‘eierig‘.
Eine Entscheidung
Nach langem Ringen mit mir selbst entschied ich mich den Schritt zu gehen. Zuletzt war die Vorstellung, es später zu bereuen diese Chance einfach vorbeiziehen zu lassen, das Zünglein an der Waage. Sollte es eine geringe Möglichkeit geben, solch wertvolle Erfahrungen in dieser organisierten und konzentrierten Form zu sammeln, so wollte ich sie trotz meiner Bedenken und Bequemlichkeit wahrnehmen! Schließlich ließ sich so auch einer meiner Lebensträume – mit spätestens 35 Jahren Japanisch gut sprechen zu können – in die Tat umsetzen :)
Mein Umfeld spaltete sich, als es von meiner Entscheidung erfuhr — doch nicht etwa in verschiedene Lager! Vielmehr spalteten sich die Herzen eines jeden Einzelnen in 2 Hälften. Verständnis traf auf Besorgnis – Begeisterung auf Verbitterung – Verwunderung auf Bewunderung.
… und nur noch 3 Wochen bis Bewerbungsschluss.